Charles Bukowski
Bukowski:
Nennt mich Hank, Boys. Scheiß auf die Etikette! Die Zahl unserer Abende ist
begrenzt, und mit jedem verplemperten Abend versündigt man sich grausam am
natürlichen Lauf des einzigen Lebens, das man hat.
Alles klar, Hank. Du bist jetzt fast 20 Jahre tot und dieses Interview ist erstunken und erlogen. Hoffentlich macht dir das nichts aus, dieses ganze Ding mit dem Tod und so.
Bukowski: Wozu war der Mensch auf der Welt? Zum Sterben. Und was hieß das? Rumhängen und warten. Das ganze Leben bestand doch schon aus Warten. Warten aufs Leben, warten aufs Sterben.
Das Leben war also nie was für dich?
Bukowski: Das
Leben ist nicht nur absurd, es war pure Knochenarbeit. Manchmal ist mir, als
hätte man uns in einen Film gesperrt. Wir kennen unseren Text, wir wissen, wo
wir geh'n und steh'n sollen und es gibt keine Kamera. Aber wir können nicht
mehr raus. Und es ist ein schlechter Film.
Hank, du rauchst ja gar nicht, sind
Kokaretten nicht so dein Ding?
Bukowski: Ne,
aus dem Alter bin ich raus, Boys, das half mir schon beim Schreiben nie. Da man
aber nicht immer nur schreiben kann, gab es große Lücken zu füllen. Ich füllte
sie mit Scotch, Bier, Ale und Frauen. Mit den Frauen hatte ich meistens Pech,
und die Folge war, dass ich mich stark aufs Trinken konzentrierte.
Auch nicht zu College-Zeiten?
Bukowski: Ich
war nie auf dem College. Krankenhäuser, Gefängnisse und Nutten: das sind die
Universitäten des Lebens. An denen habe ich mehrere akademische Grade erworben.
Fast jeder kommt als Genie auf die Welt und wird als Idiot begraben.
Wie lief das mit dem Schreiben bei
dir?
Bukowski: Ich
hielt es da wie Bach. Bach hatte zwanzig Kinder. Tagsüber hat er auf Pferde
gewettet, nachts hat er gefickt und am Vormittag gesoffen. Komponiert hat er
zwischendurch.
Half es dir, wenn es dir dreckig ging?
Bukowski: Das
Schreiben wird nicht von Schmerzen besorgt, sondern von einem Autor. Sicher ich
habe keinen großen Ehrgeiz, es sollte aber auch für Menschen ohne Ehrgeiz einen
Platz geben.
Wolltest du nie etwas anderes werden
als Autor?
Bukowski: Da
ist so eine Sache, die ich immer machen wollte, außer Boxer werden: in
Bestattungsunternehmen rumlungern. Ich wollte einer von diesen Typen sein, die
die Tür aufmachen und sagen: "Herzliches Beileid".
Findest du es nicht stark, dass dich
heute alle feiern?
Bukowski: Nach
meinem Tod macht man mich viel mutiger und begabter, als ich es gewesen bin. Es
wird übertrieben. Sogar den Göttern kommt das große Kotzen. Die menschliche
Rasse übertreibt alles. Ihre Helden, ihre Feinde, ihre Bedeutung.
Hank, danke, dass du dir die Zeit
genommen hast und aus deiner Gruft gekrochen bist!
Foto: http://aloquence.wordpress.com/
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ja... so hab ich ihn mir auch ungefähr vorgestellt.
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