Dienstag, 2. April 2013

Friede den Stahlhütten



Eine sehr schöne Nachricht kommt heute aus dem Ruhrgebiet: Der Pott ist so sauber wie noch nie. (Gut, diese Überschrift der „Zeit“ dürfte im Überschwang der Gefühle getippt worden sein, denn höchstwahrscheinlich war es zur Geburtsstunde Christi bestimmt noch eine Ecke sauberer, aber wir wollen mal nicht so sein).

Also nehmen wir die Nachricht so, wie sie ist, nämlich positiv und im Gegensatz zum 0-Grad-Frühling sogar herzerwärmend. Die Kuttenträger in Gelsenkirchens Betonblocks weht morgens um 13 Uhr, wenn sie noch mit leichten Potwein-Kopfschmerzen zum Kiosk torkeln, um sich eine Schachtel Kippen zu besorgen, ein erfrischender und Stickoxidfreier Ostwind um die Nase. Niedergeschlagene Fans von Rot-Weiß Essen schöpfen neue Lebensfreude beim Anblick der blühenden Kirschbäume, die sich im Stadtpark aneinanderreihen wie sonst nur die ehemaligen Kumpel vor dem Arbeitsamt. In Dortmund ist Borussen-Maskottchen Emma, die Flotte Biene, seit zwei Wochen vermisst, weil sie vor lauter Blütendüften den Verstand verloren hat.

Die von der fränkischen Natur schwerverwöhnte Schaffenskrise erkennt jedoch in diesem Wandel des Potts eine einzigartige Chance für Deutschland: Natur statt Arbeit, liebe Bundesgenossen! Wenn man sich die deutsche Landkarte genauer anschaut, sind die schönsten Fleckchen Erde genau dort, wo kaum jemand Arbeit hat! Der Thüringer Wald, die Mecklenburgische Seenplatte, die Sächsische Schweiz und jetzt auch noch das Ruhrgebiet.

Und wem hilft die Schufterei denn wirklich? Der Körper wird geschunden, die Natur unterjocht, Pflanzen und Tiere und Menschen leiden gleicherlei unter dem Joch der 40-Stunden-Woche. Daher der Tipp der Dichter, dieser heiligen Parasiten, an Angela Merkel und ihren kleinen Laufburschen Phili Rösler: Schafft die Jobs ab, schafft die Arbeit ab und führt Deutschland in ein sauberes, grünes Jahrhundert.