Die Schaffenskrise fasst ja auch mit großer Freude heiße Eisen an, doch bei
diesem musste selbst wir ein bisschen mit uns kämpfen: Der Sexismus. (Um es
vorweg zu nehmen und keine Fehlinterpretationen aufkommen zu lassen: Wir sind klar
gegen jede Form von Belästigung, Druck und Angst zwischen und innerhalb der Geschlechter)
Er ist allgegenwärtig, wurde
losgetreten von einem Herrenwitz aus der FDP und dem dazugehörigen Artikel
eines Sexismusopfers, einer jungen, scheinbar für alternde Politiker nach dem
dritten (oder sechsten) Glas Rotwein recht nett anzusehenden Dame – die
zufällig auch noch für den Stern, Deutschlands schwarzem Schaf unter den „Politikblättern“,
schreibt.
Der #aufschrei, der folgte, war
beispiellos und wurde nur noch von den Pro-Frauen-Anti-Männer-Demonstrationen
überboten, die zeitgleich den indischen Subkontinent erbeben ließen (aber das
ist eine ganz andere, viel traurigere und eigentlich auch viel wichtigere
Geschichte…) Plötzlich stellte sich heraus, dass scheinbar jede Frau in ihrem Leben
schon mindestens einmal Opfer von Sexismus war, angefummelt, angegafft, blöd
angemacht wurde. Das ist schlimm, ohne Frage und auch überraschend für uns, die
wir als Kinder der 80er Jahre in einer Gesellschaft groß geworden sind, die scheinbar
nie einen Zweifel an der Gleichheit und Wertschätzung zwischen den Geschlechtern
kannte.
Und nun das: Von einem Tag auf
den anderen muss man sich schämen, Mann zu sein. Es wird deutlich, dass wir
doch nur Affen sind, lüsternde, widerliche, vor Schweiß und Sperma triefende
Primaten, getarnt in Nadelstreifenanzügen und Hippster-Outfits. Da hinterfragt
man zwangsläufig sehr viel. Darf man seinen Kolleginnen noch Komplimente zur
neuen Frisur machen oder bedeutet das die Kündigung? Wie lange darf man Mädels
abends in der Bar anschauen, ohne vor die Tür gesetzt zu werden? Darf man sich
auf der Straße nach kurzen Röcken umdrehen oder ist das ein Fall für den
Untersuchungsrichter? Muss ich bei Hip-Hop-Videos schnell umschalten?
Doch halt! Sind nicht auch wir
Männer Opfer von Sexismus? Bei Umzügen schleppen stets wir die Bauernschränke,
während sich Frauen auf Zimmerpflanzen beschränken. Immer müssen wir in die
oberen Regale greifen, nur weil wir im Durchschnitt so missgestaltet groß
daherkommen im Vergleich zur Damenwelt. Und ganz nebenbei – und das kann jeder
bestätigen, der schon einmal nach 2 Uhr nachts in einer gutgefüllten Bar oder
Disko unterwegs war oder schlimmstenfalls auch noch einen Job hinter dem Tresen
innehatte – haben auch Frauen einen scheinbar sehr ausgeprägten Hang zum
Arschgrabschen, Anfummeln und auf dreisteste Art blöd anmachen. Werden wir hier
nicht auch aufs gröbste auf unser Geschlecht reduziert, nicht mehr als Mensch,
sondern nur noch als Objekt wahrgenommen? Wird hier nicht auch unsere
Integrität mit Füßen getreten?
Aber wir Männer machen darum
keinen #aufschrei. Warum eigentlich nicht? Die Zeit wäre reif!
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